nach einer Kanutour im letzten Jahr waren meine Frau und ich dermaßen begeistert, das wir beschlossen haben uns ein eigenes Boot anzuschaffen. Nach der Besichtigung einiger verschiedenen Modelle waren wir schnell der Meinung das unsere handwerklichen Fähigkeiten dazu ausreichen einen Holz Canadier in Leistenbauweise zu bauen. Gesagt getan....oder besser gesagt begonnen zu tun....
Nach etwas Recherche im Internet wurde das Buch Canoecraft bestellt, und die Prospector als guter Allrounder ausgewählt. Beim ersten Lesen war alles etwas verwirrend, aber wir haben es in der Zwischenzeit geschafft nach den Tabellen Pläne zu erstellen und die Mallen auf Presspanplatte zu übertragen. Ebenfalls haben wir bereits die Helling aufgebaut und sauber ausgerichtet.
Nun kommen schon die ersten Fragen auf: Wir haben die Pläne wie im Buch beschrieben mit Hilfe von Kohlepapier auf die Platten übertragen. Das ganze Freihand. Schon bei dieser Aktion entstanden uns kleine Ungenauigkeiten. Daraufhin haben wir mal 2 Mallen mit der Stichsäge ausgesägt. Die Symmetrie passt, allerdings habe ich hin und wieder kleine Wellen in den Schnittkanten bedingt durch das Sägen und die mit der Hand übertragene Linie(ich sag mal so +/- nen halben bis zu maximal nem Millimeter). Ich möchte nun nicht einfach mit Schleifpapier da ran, da ich denke da mach ich die Grundform bzw. die Symmetrie eher kaputt als besser. Nun würde mich interessieren wie eure Mallen so in der Praxis aussehen und welche Toleranzen eingehalten werden sollten. Werden kleinere Ungenauigkeiten beim Entformen des Bootes nicht automatisch durch die Eigenspannung des Holzes ausgebügelt? Vielleicht könnte mir jemand mal ein Foto von seinen Mallen in Nahaufnahme schicken um die Sägestellen zu vergleichen.
Wir hoffen auf eine Antwort damit wir nicht schon am Anfang einen groben Fehler mache.
Hi, beim Formenbau gibt es immer kleine Ungenauigkeiten, besonders, wenn "freihändig" gearbeitet wird. Nachdem die Mallspanten aufgestellt sind, kommt ein sehr wichtiger Schritt, das "Straken" : mit Hilfe von provisorisch angelegten, exakt geraden langen Leisten, wird per Augenmaß der Linienverlauf des Rumpfes überprüft, hierbei sollten die Strakleisten immer satt auf den Mallen aufliegen, deshalb müssen die Mallspanten gegen die Bootsenden hin leicht angeschrägt werden. Hierbei ist mit gutem Auge und - beim korrigierenden Schleifen - viel Fingerspitzengefühl vorzugehen. Im Idealfall sollten keine Toleranzen geduldet werden, aber was ist schon perfekt im Leben. Immerhin nennen die Bootsbauer diese Tätigkeit des Strakens und "eyeballing" die vornehmste Aufgabe des Bootsbauers. Fertig ist man damit, wenn die überprüften Linien "schöne" Verläufe zeigen, im Englischen nennt man den Prozess auch "fairing in" grob übersetzt "einschönen". Viel Spaß. Jörg Wagner
Hallo Sonja, Hallo Stefan, Es gibt Stichsägetische (Baumarkt,ich glaube von Lux), da wird das Sägeblatt auch oben geführt und kann somit nicht "weglaufen". Das Werkstück wird geführt, nicht die Säge, du erzielst einen sauberen 90°-Schnitt und schließt so schon Ungenauigkeiten aus,das richtige Sägeblatt vorrausgesetzt. Viel Spass beim Bau Gunter
genauer wird es wenn die Stichsäge mit etwa 2mm Übermaß der Kontour folgt. Einen Bandschleifer mit 2 Winkeln auf einer Platte oder Tisch befestigen. Der Winkel zwischen Schleifband und Tisch sollte 90 Grad betragen. Mit dieser Vorrichtung kann ganz vorsichtig und haarfein bis an die Markierung geschliffen werden, selbst wenn die Kontour wellig angezeichnet ist sieht und spürt man den richtigen Kurvenverlauf.
Wenn weitere Fragen auftauchen schickt mir eine PM. Ich habe mir in den letzten Jahren viel Stripper knowhow erarbeitet.
Es ist nicht unbedingt der 1mm der ein Problem macht, sondern die Stelle an der er ist. Die Kunst liegt eben im "straken", wie Jörg schreibt, und Kunst ist das richtige Wort, denn exakt beschreiben, wann eine Linie schön ist geht garnicht. Was auf keinen Fall sein sollte sind Krümmungen in die falsche Richtung.(Dellen) Kriegt das Boot ein Hochglanz-Finish, so sieht man eine 1mm Delle sofort.
Viel Arbeit in das Straken zu stecken, spart später beim Schleifen die Zeit und unnötigen Materialabtrag.
Erstmal vielen Dank für die Tipps. Ich denke wir werden den Rat mit dem Bandschleifer befolgen und am Wochenende viel viel Zeit in das "straken" stecken. Irgendwie steht schon alles im Buch drin, aber das sind im Moment einfach viele Infos die wir erstmal umsetzen müssen und es ist einfacher für uns wenn wirs direkt gesagt bekommen. Wenn alles aufgebaut ist werden wir mal ein paar Fotos von unserem Aufbau ins Forum stellen. Haben nach einiger Suche nun endlich auch einen Holzhändler gefunden der 6 m Lange Fichtenbretter in 24 mm Stärke da hat. Angeblich in guter Qualität und trocken. Die werden wir uns morgen ansehen. Hoffentlich sind die was, da wir schon so gut wie alle Händler in der Nähe angerufen haben und keiner was längeres als 5 m da hat...
Danke für das Angebot Lahnindianer, da werden wir bestimmt in Kürze drauf zurückkommen:-))
Cool! So sah´ es bei mir vor kurzem auch noch aus. Ich baue ohne Buch oder Anleitung und habe mir beim Anblick meiner mit Stichsäge ausgesägten Mallen das gleiche gedacht. Ich habe sie dann per Hand und Auge nachgebessert und bin sogar von alleine auf die Idee gekommen, mit Holzleisten zu überprüfen, wie die Leisten später anliegen werden. Dann einen Kompromiß aus Gefühl und messen...
Tackert Ihr, klemmt Ihr, nagelt Ihr die Leisten? Ansonsten schaut einfach in dem Thread vorbei, den ich eröffnet habe - dort könnt Ihr ein paar Wochen "in die Zukunft" schaun...
Leisten: Ich muß sagen, ich bin sehr froh, dass ich in Western Red Cedar investieren mußte, weil es hier nichts anderes gab. Das Holz ist sowas von biegsam, riecht gut und läßt sich einfach schleifen - ein Traum. Hoffe, Ihr kommt mit Eurer Fichte gut klar. Vorsicht mit Astlöchern, bricht sofort...
Bin an weiterem Erfahrungsaustausch interessiert, berichtet mal fleissig weiter!
wir haben deinen Thread bereits gelesen und nehmen uns die ganze Zeit schon ein Beispiel an dir:-)) Wir haben uns das Buch eigentlich wegen der Baupläne bestellt, und waren auch etwas enttäusch als wir nur die Tabellen vorfanden und nichts detaillierteres. Allerdings ist es schon recht hilfreich ein Handbuch zu haben um immer wieder mal kurz was nachzulesen.
Wahrscheinlich werden wir die Leisten nageln, ich stehe auf das Muster das dabei erzeugt wird.
Wir haben etwas Bedenken mit der Fichte, allerdings sind die Bretter ne echt gute Qualität mit so gut wie keinen Astlöchern. Für 6 a 25 mm starke Fichtenbretter 6m Länge und ca. 30 cm Breite waren 200,- € fällig. Für alles andere (Steven, Kiel, Sitzbänke usw.) haben wir Esche genommen (3 Bretter a 40 mm stark und 360 cm Länge zusammen 80,-€). Wenns nicht klappt mit den Leisten hab ich mir überlegt diese vorher wie die Steven mit Dampf grob in Form zu bringen.
Gestern wollten wir die Esche mit unserer Tischkreissäge passend in Leisten sägen. Heute bringe ich die Esche zu nem Schreiner. Die ist zu viel für unsere Säge. Fürs Wochenende stehen die Fichtenleisten auf dem Programm, die sollten für unsre Tischkreissäge kein Problem darstellen *hopefully*
Dann muss ich leider erstmal für 8 Wochen auf Montage und wir können nur am Wochenende weiterbauen.
Aus welcher Ecke von München kommst du? Wir sind aus der Nähe von Augsburg, und vielleicht können wir uns dein Kunstwerk ja dann mal ansehen??
Meine Steven sind nach etwas Recherche Meranti und nicht Mahagoni, und die liessen sich auf keinen Fall so biegen, wie ich sie gebraucht hätte. Habe einen Topf mit Wasser auf einer Herdplatte genommen, ein Plastikabflußrohr senkrecht drüber, den Übergang mit etwas Müllsack gestaltet und die Leisten von oben in den Wasserdampf gehängt...
Wir schleifen gerade das Innere, ist zum K***en... Bandschleifer ist zu grob, Schwingschleifer ist zu gerade, Deltaschleifer trägt zuwenig ab... Meine Lösung ist momentan "Schwingschleifer irgendwie auf der Kante balanciert"... macht keinen Spaß... Naja, muß bis zum Wochenende werden, damit wieder Epoxy drauf kann...
Wenn ich nicht so unter Zeitdruck wäre, könnte man vieles besser und mit mehr Ruhe machen... aber wir starten am 3. August in den Urlaub - mit dem bis dahin fertigen Kanu... ;-)
Excenterschleif würde ich auch empfehlen, aber vorallem vernünftiges Schleifpapier, da gibt es riesen Unterschiede. Ein gutes Papier auf ein passendgeformtes Brett geklebt, da bringt das Schleifen mit der Hand mehr als ein schlechtes auf einem Deltaschleifer.
Ich habe einen Excenterschleifer, mit dem mache ich die halbwegs geraden Flächen. Auf den nach innen gekrümmten Flächen konnte ich bis jetzt nicht viel mit dem Ding anfangen, werd´ aber vielleicht mal den Schutzrand abmontieren und´s nochmal probieren.
Tja und Schmiergelpapier: Nach viel Probieren nehme ich jetzt nur noch das billigste im Zehnerpack, das hält ungefähr zehnmal so lang wie die teuren und trägt mehr ab...
Dürfte bei Dir nun nach frustrierendem Schleifen zu spät sein.....ich habe mir für innen aus alten Maschinenbügelsägenblättern (geiles Wort) verschiedene Ziehklingen geschliffen, danach per Hand mit Moosgummiklotz geschliffen. Das ging eigentlich ganz relaxt. Noch viel Spaß und das Du nicht auf Grund Termindruck nachlässig wirst. Hättest nur Frust mit einem so schönen Boot hinterher.
Versuch mal, deinen ROS (Random Orbital Sander, wie das hier im Mutterland der Canoes heisst :) mit einem dicken Stück geschlossenzelligem Schaum zu "verlängern" - der passt sich dann schön der konvexen Fläche an. Ist eine der beliebteren Methoden.. schön daß Du Glück mit dem Schleifpapier hast, das ist ja so ungefähr das, was die meisten Leute am ehesten preislich unterschätzen. Früh wechseln ist die Devise!
Zum Biegen der Strips eignet sich evtl.(ganz sicher, evtl. nur wegen der Fichte) auch eine vorsichtig angewendete Heissluftpistole. Der Binder im Holz wird erwärmt wie beim Dämpfen, aber zum einen bekommst Du damit keine zusätzliche Feuchtigkeit ins Holz (Trockenzeiten...) zum anderen kannst Du mit ein bisschen Übung punktgenau arbeiten. Ob das mit Fichte so gut funktioniert wie mit Northern White Cedar (die für diese Methode in der Regel genommen wird) ist eine andere Sachen - probieren geht über studieren!