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Dieses Thema hat 2 Antworten
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 TOURENBERICHTE
Blackmore Offline



Beiträge: 68

17.05.2022 07:37
Upper Liard 2009 Antworten

Hier ein Kurzbericht über unsere Upper Liard Tour. Wir, das sind meine Frau und unser Sohn (16) und ich. Das ist unsere dritte Tour im Yukon Gebiet (2009 Teslin, 2011 Big Salmon). Outfitter war immer Yukon Wide http://www.yukonwide.com/, ein Unternehmen was man nur empfehlen kann, siehe auch unsere Einträge im Gästebuch. Die Boote (Prijon Yukon Expedition, Old Town Discovery/Penobscot 174 ), Kochutensilien, Isomatten, SAT Telefon, Bärenspray haben wir gemietet, Zelt und persönliche Ausrüstung haben wir selber mitgebracht. Das ist auch eine Erfahrung unserer Teslintour, weil Condor das Boot unseres Sohnes und alles andere außer dem Zelt eine Woche später nachgeschickt hat und wir alles innerhalb zwei Tagen in Whitehorse beschaffen mussten. Aber auch damals hat uns Thomas, der Boss von Yukonwide super geholfen. Aber nun zur Upper Liard Tour.
Am 4. August ging es von Frankfurt nach Whitehorse. Dort von Yukonwide abgeholt und wie üblich im River View Hotel übernachtet. Das übliche Einkaufen der Lebensmittel und ein bisschen Sightseeing und am 6.8. wurden wir von Kelly, Thomas' Frau abgeholt und zum Miniairport am Swatkalake gebracht. Dort stand eine rote Beaver, die zwei Boote wurden verladen und das Gepäck eingeladen und gegen 11 Uhr ging es los bei schönstem Wetter. Eine Stunde Flug bis zu den Caribou Lakes und kurz danach war die Beaver wieder weg und wir alleine. Irgendwie ein emotionaler Moment, alleine zu sein. Davon habe ich immer geträumt. Junior hatte auch seinen Spaß während des Fluges, durfte er mal 15 Minuten das Steuer in die Hand nehmen. Der Pilot war ein junger cooler Typ. Wir bauten unsere Zelte auf, das Tarp, den Grill (zum Essen gab es Steak) und schon begann es zu regnen. So verschwanden wir gegen 20.30 in unsere Zelte.
Am nächsten Tag paddelten wir drei Seen ab, weiter ging es nicht, weil ein Zufluss zum nächsten See eine zu starke Gegenströmung hatte. Wir angelten lieber, genial innerhalb 10 Minuten direkt von einem Ufer aus ein 65 und ein 75ger Hecht. Den größeren ließen wir frei, der kleinere reichte zum Abendbrot.
Tag 1: unsere Tour auf dem Upper Liard begann wir traditionell mit Speck, Bohnen und Ei und Kaffee. Gegen 10.30 ging es los in den Caribou Creek, der mächtig mäandert, Aussteigen war ab und zu angesagt. Der erste Logjam kam, Junior fuhr mit dem Kajak durch, wir treidelten das Kanu durch einen Seitenarm. Gegen 17 Uhr campen wir kurz hinter der Einmündung des Upper Liard. Es regnet heftig. Begrüßt werden wir durch das Heulen eines Wolfsrudel, genial. Holzsammeln, Tarp aufbauen, Zelte aufbauen und Essen kochen dauert etwas länger.
Tag 2: bringt uns wieder ein Logjam, den wir treideln und umtragen. Strömung ist schneller geworden. Steingärten zwingen uns ab und zu zum Treideln. Der Wasserstand ist manchmal nicht ausreichend. Der Höhenunterschied von den Caribou Lakes bis heute abend war 80m. Tag 3: Die Nacht war sehr kalt (Eis auf den Zelten) und es gab gegen Mitternacht Polarlicht. Gegen 11 Uhr geht es los. Heute waren wieder viele Steine im Fluss und er mäandert viel. Am Junkers Creek angeln wir Äschen (bis 40 cm) Zum Thema Angeln, wer hier im oberen Teil des Upper Liard keine Fische fängt, muss irgend etwas falsche machend. Es gibt einen Bericht in Buchform im Internet, wo die Paddler keinen Fisch gefangen haben. Das geht gar nicht! Heute wieder Grundberührungen und Steine. Gegen Mittag liegt ein Baum quer im Fluss deshalb Auspacken und Umtragen angesagt. Dann sind drei schwierige Kurven vorhergesagt. Schwieriger ist nur die zweite, eine 180 Gradkurve, treideln links, dann rechts, Junior hilft mit dem Seil des Wurfsackes.. Mit Kajak war alles kein Problem aber der schwere Kanadier macht mehr Probleme. Die Steine hören auf, Zelten heute auf einer Sandbank. Heute kommen wir gegen 16 Uhr an, nur 11 km. Der Tag war sehr warm und abends sehen wir noch einen Schwarzbären, der sich um uns nicht kümmert und sich gemütlich an einem Baum den Pelz kratzt.
Tag 4: Heute war es wieder richtig warm. Um 8 Uhr werden wir wach, Junior sagt heute müssen wir nicht viel fahren. Leider haben wir eine Rechenfehler. Ich ging immer von 190 km aus, es sind aber 290 km. Zum Frühstück gibt es Pfannekuchen. Um 11.20 starten wir. Der Liard ist immer noch schmal und schnell. In einer Kurve hängen wir nach falschem Kommando meiner Frontfrau mit dem Kanu in einem Sweeper fest. Dank Junior und ihm zugeworfenen Wurfsack kommen wir wieder frei. Frontfrau muss aussteigen und ich ziehe mich aus dem Sweeper raus. Zum Glück war alles angebunden auch meine wasserdichte Fototasche, die hätte der Baum sonst nämlich mitgenommen.Viele Kurven und Sweeper sind danach angesagt. Die Landschaft wird immer spektakulärer. Auf beiden Seiten des Flusses sind Berge zu sehen. Auf einer der vielen Sandbänke wird geangelt. Wir fangen zwei große Bulltrouts, die es nur im Liard gibt. Auch heute kommt ein großer Logjam. Wir müssen lange überlegen. Dank Wurfsackleinen (die Wurfsäcke mtzunehmen, war wirklich eine sehr gute Idee) und Seilfähre wird der auch bewältigt. Dann kommt noch eine Schnelle in einer Kurve, die wir auch bewältigen. Die Landschaft wird immer traumhafter, das Wasser ist glasklar bis zum Grund. Eine Zeltstelle gegen 17:30 auf einer Halbinsel ist ein Traum, das Wasser wie im Aquarium, Forellen schwimmen tief unten über dem Boden, alles eingebettet in Bergen. Wir beschließen weiter zu fahren, ein Fehler, da es nur noch ein ödes gerades Kiesufer nach dem Ingsriver gibt. Prompt fahren wir wieder in einen Sweeper (wir heißt der Tandem, Junior lacht sich ins Fäustchen). Die gegrillten Forellen schmecken trotzdem. Heute 21 km gefahren und wir sind auf 860 m Höhe.
Tag 5: Heute geht es leichter, fast immer geradeaus und wenn man sich umschaut sind tolle Berge zu sehen. Nachmittags kommen wir an der Mündung des Dome- und Rainbow Rivers an. Hier soll es große stehende Wellen geben. War aber gar nichts. Der Wasserstand ist zu dieser Jahreszeit wohl eher niedrig. Auf der letzten Insel vor dem Quarzcreek zelten wir heute nach 35 km Fahrt. Gegen 18 Uhr ist es immer noch heiß. Äschen beißen auch hier wieder bei einem großen Hoodoo an. Gegen 22.30 gehen wir in unsere Zelte.
Tag 6:
Abfahrt um 11 Uhr. Angeln an einem Hoodoo. 37 cm Äsche fängt der Junior und noch eine kleinere. Ich hole meine Angel gar nicht raus, muss immer nur die Fische abhaken. Links erreichen wir eine Trapperhütte am Scurvey Creek, wo wir Mittagspause machen, dann erreichen wir ein Schiffswrack (altes Lastboot), was wohl irgendwie restauriert wird.. Kurz danach sehen wir gigantische Gewitterwolken, wir paddeln was das Zeug hält weitere 6 km bis zu einem kleinen Hüttenort (2 Hütten und viel Krempel) von Natives. Packen alles aus. Das Gewitter kam aber doch nicht und da diese Stelle von Mücken wimmelte und es auch früh am Nachmittag war, fuhren wir 500 m weiter bis zu Kiesinsel. Hier ist nach 27 km Schluss für heute, Höhe ist 774 m. Gegen Mittagnacht verschwinden wir in unsere Zelte. Tag 7: Das Aufstehen, frühstücken (Pfannkuchen mit Marmelade und Kaffe) und Einpacken geht immer schneller. Passieren ein Waldbrandgebiet, machen Rast auf einer der vielen Kiesbänke, essen unsere Bannocks. Jetzt wechseln sich flotte Flussabschnitte ab und es gibt einige Nebenarme. Wir nehmen immer den schnellsten. Gegen 16 Uhr und 3 km nach dem Hasselberg Creek landen wir an. Ein gutes Hochwassercamp, es gewittert und regnet, alles verschwindet aber wieder schnell. Heute waren es 32 km.
Tag 8: Heute gibt es riesige Hoodoos, Sandbänke und Mäander. Heute müssten wir 40 km machen und die ersten 20km gehen schnell vorbei. Dann rechnen wir doch aus, wie weit das Ziel ist und entschließen uns heute 60 km zu fahren. Der Fluss verzweigt sich immer mehr. Wir bringen es heute auf 53 km unsere maximale Geschwindigkeit war 18 km/h. Unterwegs sehen wir dicht am Ufer einen Wolf. Wieder zieht ein Gewitter auf. Die weiße hohe Blumenkohlwolke ansonsten nur blauer Himmel sieht gigantisch aus, so wie damals die Wolke nach der Explosion des Space Shuttle. Dann wird es sehr schnell windig und gewittrig. Wir suchen dringend eine Campstelle. Die erst Beste verlassen wir wieder wegen frischen Bärenspuren. Dann finden wir eine auf einer riesigen Sandbank. Zeltaufbauen, Holzsammeln, Essen geht alles sehr schnell, aber es kommt doch kein Gewitter. Tolle Abendstimmung zum Fotografieren. Denkste gegen 21 Uhr bricht für 2 Stunden die Hölle los. Es kracht und blitzt und die Blitze sind nicht weiter als 5 Zählsekunden von uns entfernt. Dann ist es vorbei und es regnet wie aus Kübeln. Wir stellen fest, dass wir eigentlich im Flussbett zelten und das Wasser könnte uns erreichen. Wir ziehen sicherheitshalber die Boote bis zu unseren Zelten 100 m entfernt. Diese Angst war aber unbegründet.
Tag 9: Es regnet und es ist kalt. Nach dem Müslifrühstück starten wir gegen 10:30 in ein riesiges Inselgebiet. Wir nehmen immer den Hauptstrom und kommen nach 8 km an einem riesigen Hoodoo vorbei. Hier mündet auch der Meister River.. Es gibt jetzt kaum noch Inseln und die Fahrlinie ist eindeutig. Es regnet bis zur Mündung des Francesriver. Ab jetzt wird er Upper Liard trübe. 6 km weiter und nach insgesamt 41 km campen wir auf einer Sandbank. Die Höhe ist jetzt nur noch 617 m. Zum Abendbrot gibt es Bratkartoffeln mit Käse, Corned Beef und Pilzen.
Tag 10: Heute geht es erst um 12:00 weiter. Wir haben Zeit und versuchen unser Angelglück am Rancheriariver, leider erfolglos. Es gibt kaum noch Kurven, der Liard fließt mit ca. 8-10 km/h. Plötzlich kommen uns zwei Motorboote entgegen. Die Elchjagdsaison bringt die ersten Einheimischen den Fluss hoch zu einer Hütte, die wir kurz davor gesehen haben. Am Ufer steht auch ein Autowrack aus den 60ern. Nach 27 km und 10 km vor der Watson Lake Brücke schlagen wir unser letztes Camp auf. Höhenmeter 600. Zum Abschluss machen wir ein Riesenfeuer, Holz gibt es ja genug. Wir sehen auch große Katzenspuren neben unseren Zelten im Sand, es sind wohl Pumaspuren. Pumas ziehen in den letzten Jahren immer mehr in Richtung Osten, sagt später Thomas. Es war wieder heiß und wir denken, wir übernachten in der Sahara. Die Haut meiner Fingerkuppen sind vom Sand total abgeschliffen.
Tag 11: Es regnet die ganze Nacht, starten um 10 Uhr und sind gegen 11.30 am Ziel, der Watson Lake Bridge. Dort wird ausgeladen und oben am Ufer ist gerade eine Baufirma, die die Brücke repariert. Wir schwatzen mit den Leuten und warten dann auf unsere Abholung.. Um 12:30 kommt unser Auto von Yukonwide und eine alter Mann mit einem Gehstock steigt aus, der uns irgendwie an Meister Joda von den Yedirittern erinnert. Wir helfen ihm die Boote aufzuladen und fahren dann ca. 580 km zurück nach Whitehorse zum Hotel.
Tom der Fahrer ist sehr nett aber relativ wortkarg, später erfahren wir von Thomas dem Yokonwide Chef, dass Tom der einer der ersten Eistruckerfahrer war, der bis in den hohen Norden gefahren ist. Tom ist schon über 70 und arbeitet erst seit drei Tagen für Yukonwide. Später holt er uns von einer Wanderung am Kluane ab und wir fragen ihn dann natürlich aus über seine Truckfahrten in das Eismeer. Da lebt er richtig auf.
Nach einer Dusche im Hotel geht es um 19 Uhr zum Steakessen in das Edgewater Hotel.

Das war eine kurze Beschreibung unserer Tour. Sie war die beste, die wir je gemacht haben. Physisch und auch psychisch manchmal eine Herausforderung für unsere Bugpaddlerin, für Kajaker Junior immer noch zu langweilig, er träumt schon vom Snakeriver oder ähnlichem.
Zum Thema Wildlive: Wir haben viel gesehen, nur Elche nicht!
Zum Thema Karten: Wir haben drei Karten bei Mac Fireweed in Whitehorse gekauft, Maßstab 1:250000. Die 10 Topokarten waren uns zu teuer und man benötigt sie wirklich nicht. Andererseits waren wir froh Karten dabei zu haben. Unser Garmin GPS hatte an den warmen Tagen manchmal ein Problem. Es ließ sich nicht ausschalten.
Tom erzählte uns, dass er einen Tag vorher, 5 Deutsche abgeholt hat, die wohl auch gekentert sind und das Yukonlutz 5 Stunden hinter uns war, den er einen Tag später abgeholt hat.

Nach der Upper Liard Tour haben wir uns zwei Tage in Whitehorse erholt und sind dann 5 Tage auf dem Cottonwoodtrail im Kluane 89 km gewandert. War auch spannend, grandiose Landschaft, Flüsse überqueren, kalt, Regen, viele Tiere nur leider keine Grizzlys, obwohl uns Spuren permanent begleiteten. Diese Wanderung war auch ein Tipp von Thomas.

Das ist Yukon, 12 Tage Fluss und 5 in den Bergen und kein Mensch getroffen.


von HeikoV, Oskar und Mihatch
fuidraust Offline



Beiträge: 30

18.05.2022 19:24
#2 RE: Upper Liard 2009 Antworten

Danke dir Heiko für den Bericht.
Ich bin heuer im August auf dem Upper Liard und freue mich über jede Info dazu.

Servus
Fritz


Spartaner Offline




Beiträge: 1.167

18.05.2022 21:08
#3 RE: Upper Liard 2009 Antworten

Interessanter Bericht!
Das wäre doch mal die Gelegenheit, die neue Bildergalerie auszuprobieren und die Fotos dann hier einzubinden. ;-)
(das geht auch noch gut nachträglich)

( ͡° ͜ʖ ͡°)


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