Ich bin begeisterter Paddler. Ich war schon einige male mit geliehenen Canadiern und Kajaks unterwegs. Nun trage ich mich mit dem Gedanken einen grösseren Canadier selber zu bauen. Bissher bin ich meistens mit einem Schlauchboot unterwegs, einem Fishhunter FH 380. Mit der zusätzlichen Schutzhülle hat sich das Boot weit besser bewährt, als ich erwartet habe. Auch mit der Traglast von 400Kg bin ich zufrieden. Dennoch möchte ich nun einen Canadier, weil mein Fishhunter sich allmählich dem Ende seiner Lebensdauer nähert und auch arg strapaziert wurde. Ausserdem hat der Hunter schreckliche geradeauslaufeigenschaften und einen sehr hohen wiederstand im Wasser, er ist nicht schnell. Üblicherweise fahre ich lange Touren mit dem Hunter mit einem Flautenschieber und 80 AH Exide Gel Batterien, weil er infolge der schreklichen langstreckeneigenschaften nicht ruderbar ist.
Welches ist für mich die richigte Bootform? Meine Anforderungen:
- Canadier für stehendes Gewässer und sehr Ruhige Flüsse. - Ein typisches Wanderboot, möglichst guter geradeauslauf, Wendigkeit ist nicht gefordert. - Wir haben 3 Kinder und oft auf Reisen noch 1-2 weitere Kinder dabei. Also sollen min. 5 Erwachsene Platz finden, etwas Gepäck für einen Tagesausflug soll auch Platz haben. - Hohe Kentersicherheit (wichtiger als Geschwindigkeit) - Das Boot soll wenn Möglich aufs Autodach ladebar sein, daraus ergibt sich eine max. länge von 6 Meter
Nach dem was ich gelesen habe sollte mein Boot folgende Eigenschaften haben: - Länge 5 - 6 Meter, breite etwas über 1 Meter - Boden in leichter V-Form
Bauen will ich den Canadier in Holz, innen und Aussen mit Glasfaser und Epoxi verstärkt. Baubeginn soll im kommenden Herbst sein.
Zur Zeit sehe ich mir im I NET verschiedene Boote an und bin auf der suche nach ensprechenden Anleitungen und Konstruktionsplänen.
Und: Ja, Werkstatt, Platz etc. ist vorhanden. Ich bin Möbelschreiner, noch nie ein Boot gebaut aber Erfahrung im bau von runden und formverleimten Teilen. Mit Epoxi habe ich im Modellbau schon ein bisschen Erfahrung.
Richtig wundert es mich nicht, dass Dir bisher noch niemand geantwortet hat, Walter, denn das was Du da vor hast sprengt ein wenig das sonst übliche Maß und die Vorgaben widersprechen sich leichtgradig. Wenn Du wahrhaftig fünf Erwachsene in das Boot packen willst (plus Gepäck) erscheint mir ein Sechsmeterboot schon etwas eng. Und dann sollte das Ding auch noch aufs Autodach. Das bringt mich zunächst auf das zweigeteilte Boot, das ein Mitglied des englischen Forums schon seit Monaten baut. Hier dokumentiert er in Wort und Bild seine Fortschritte. Du musst Dich da durch bisher sieben Seiten durchscrollen - die Engländer sind etwas mitteilsamer als wir hier und kommentieren seine Bild- und Textbeiträge ausführlich. Bei Selway Fischer wird ein 20' Frachtkanuplan angeboten. Da passen angeblich acht Erwachsene rein aber ich befürchte, dass der Geradeauslauf sehr zu wünschen übrig lässt. Auf der Seite, auf der der Plan angeboten wird, sind aber noch mehr Boote. Genau das Boot wurde offenbar mal in einer deutschen Schule gebaut. Vielleicht kannst Du mit denen Kontakt aufnehmen.
Weitere Bootspläne sind hier zu haben (Es gibt Spezialisten, die die Maße einfach alle um 10% erweitern und damit ein größeres Boot hinbekommen aber ich bin mir nicht recht klar ob das dann wirklich noch eine harmonische Bootsform bliebt): Pläne Einen kostenlosen Bootsplan für ein 16' Redwood Canoe findest Du hier. Vielleicht wäre das was für Plan-Dehnungs-Experiment.
John Winters, der diese grandiosen Swift-Boote gezeichnet hat, verkauft Bootspläne über (Green Valley Boat Works) - wenn Du ihn mal direkt anschreibst zieht er vielleicht noch einen Plan für ein Dickschiff aus der Schublade. Er treibt sich häufig im kanadischen Forum rum (zuletzt in diesem Thread im Februar)
Ratsam ist es allemal Dir für den Bootsbau ein Zoll-Maßband zuzulegen. Die Pläne kommen in der Regel von Übersee.
In den Foren, auf die ich Links geschickt habe gibt es in der Regel eine Bootsbau-Rubrik, durch die es sich durchzuklicken lohnt auf wenn das alles so ausländisch daherkommt - häufig werden die Berichte bebildert und daraus lassen sich dann allerhand Erkenntnisse ableiten.
Du hälst uns doch auf dem Laufenden über Dein Bootsbauprojekt?
Axel
P A D D E L B L O G "Everyone must believe in something. I believe I'll go canoeing" Henry David Thoreau
Hallo Walter Nicht ganz so englisch wie die guten Tipps von Axel kommt dies Buch daher: Ted Moores, Canoecraft - die Kunst ein Kanu zu bauen - deutsche Ausgabe. Allerdings gewöhnt man sich schnell an die Fachbegriffe die in den engl. Foren gebraucht werden. Für mich das schlimmste ist diese gemesse in Zoll, aber auch daran soll man sich ja gewöhnen können. Grundsätzlich ist Deine Wunsch-Boots-Größe sicher ein Grund das Boot selbst zu bauen. Leistenbau geht weder schnell, noch ist er billig. (Nicht billiger als etwas zukaufen.) Stich and glue geht schnell und ist günstiger, nur sieht es eben immer etwas eckig aus.
Gleich ein 6m Boot als Einstieg ist ein großer Schritt, über den Daumen verbaust Du etwa Doppelt so viel Geld wie bei einem 4,2m Boot, hast aber etwa das 3-fache Volumen.
Herzlichen dank für die tollen Antworten und die vielen weiterführenden Quellen.
Dass meine Angaben sich wiedersprechen hat wohl einen einfachen Grund: Ich weis noch nicht wirklich, was ich brauche.
Sehr interessant finde ich den zerlegbaren Canadier. Er würde viele Ansprüchen in sich vereinigen. Geschickt gelöst wäre die Verbindung der Teile wohl auch nicht eine Schwachstelle im Boot, und schliesslich will ich mit dem grossen Canadier ja auch keine Wildwasserfahrten machen. Ich bin dabei mir zu überlegen ob man die Konstruktion nicht so lösen kann, dass man das Boot in 2 oder 3 Teile zerlegen und dann die Teile ineinanderlegen kann. Das würde mein Transportproblem lösen. Ein Anhänger für das Boot kommt nicht in Frage, weil wir in den Ferien den Anhänger brauchen für das Gepäck. 3 Wochen eine autonome Zeltstadt für ein Dutzend Leute füllt locker einen grossen Anhänger. Die Formel dabei ist: Um so kleiner das Kind, um so mehr Ausrüstung und verlässliche Planung ist Nötig. Mit einem 1 Jahr alten Kind auf knapp 2000 Meter bei -2 Grad in der Nacht in einer grossen Korte zu leben ist sehrwohl Möglich, der Aufwand an Material für Heizung, Kleidung, Verpflegung, Apotheke und Schlafplatz ist jedoch reiner Horror. Unseren grössten Hordentopf haben wir gekauft nicht um zu kochen, sondern damit der Kleine darin baden kann *smile*, und er passt noch Heute mit 4 Jahren problemlos da rein. Das alles soll ja nicht nur Sicher sondern auch noch so sein, dass das Kind Spass daran hat.
Zum Arbeitsaufwand: Ich finde die eckigen Formen der aus Sperrholz zusammengebastelten Canadier, nun ja, unschön. Und ich werde kein Boot bauen, das mir nicht gefällt. Wenn ich den Arbeitsaufwand als zu hoch einschätze werde ich eher etwas kaufen.
Zum Materialpreis: In anbetracht des Aufwandes des Bootsbaues sind mir die Materialkosten relativ egal.
Eine Idee habe ich noch bezüglich den Planken: Ich könnte wasserfest verleimtes Buchensperrholz von ca. 3 cm Dicke nehmen und davon Bahnen von 8mm abschneiden. Das ergibt einen netten Effekt und bei Buchensperrholz sind die Leisten mit Sicherheit trotz der Faserrichtung stabiler als die im Handel erhältlichen Tannenleisten. Wenn ich das Boot in 2 oder 3 Teilen baue sollte ich auch die nötigen Längen bekommen.
Canoecraft werde ich mir in jedem Fall mal bestellen.
- wie wäre es, für 5 Leute 2 normalgroße Canadier einzuplanen? (Ist vielleicht praxistauglicher als ein Riesendampfer, der noch montiert werden muß und 100 kg wiegt)
- auf einem Anhänger könnte man ein Trägergestell für die Boote montieren, auch auf Dachträgern kann man 2 große Canadier transportieren, wenn das Auto nicht ganz klein ist
Allerdings passen da keine 5 Erwachsenen rein. Das Buch dazu beschriebt aber sehr genau praktische Lösungen. Auch wenn Du nicht so baust kannst Du sicher viel aus dem Buch lernen. Ganz nebenbei finde ich es ist für Sperrholzbau eine recht elegante Lösung.
Mit der von Dir beschriebenen Holzvariation wäre ich vorsichtig, im Handel erhältliche Tannenleisten würde ich nicht zum vergleichen heranziehen, denn diese sind für den Leistenbau wenig geeignet. (Im Bootsbau wird bei verleimten Hölzern die Verleimung durch kochen getestet 2mal 20min. Wenn die Platten das überstehen bleibt immernoch der Gewichtsnachteil von Buche.)
Wenn Du noch überlegst was Du eigentlich brauchst. Denk doch mal an zwei Boote ein kleiener zweier ein großer Dreier, damit geht von Alleine bis zur großen Tour mit 5 Erwachsenen Alles*.
Gruß Andreas
*Ich bin ein langsam Tipper und Frank hat gerade vor mir den gleichen Gedanken gemailt.
als alter Holzwurm,(29 Jahre Berufserfahrung ), und als passionierter Sperrholzkanadierbauer (FRAME-Boote), kann ich Dir nur sehr davon abraten, Deine Planken ausgerechnet aus Multiplex, sozusagen vom"Hirnholz" runterzuschneiden. Nicht nur der Arbeitsgang selbst ist eine Tortur, zum schon erwähnten Eigen-Gewicht des Materials kommt hinzu, dass Du fast doppelt so viel Beschichtung verbrauchst, da die Saugfähigkeit in der Liegerichtung sehr viel höher ist , also noch mal zusätzlich Gewicht .In den Kilo-Bereichen lohnt sich dann eine Demontierbarkeit auch nicht mehr , besser ist es, einen LKW mit Ladearm einzuplanen....
Gib nicht auf, Du findest sicher eine praktikable Lösung
Wie wäre es, wenn ich 2 gleichgrosse Canadier baue die sich mit zwei Querhölzern zu einem Katamaran verbinden liessen? Natürlich wäre der Katamaran mehr nur Just for fun.
- Mit 2 Canadier bin ich wesentlich agiler als mit einem Riesendampfer - 2 Canadier lassen sich nebeneinander aufs Autodach laden, hab ich auch schon so gesehen - Die Kids müssen selber paddeln *smile* - Wenn ich diese zum Katamaran zusammenbauen kann ist das sicher Spassig (Muss ja nicht wirklich funktional sein) - Ich kann zunächst ein Boot bauen und dann zusehen, ob ich wirklich noch ein zweites bauen will - Ich kann auf bewährte Anleitungen, Pläne, Erfahrungen zugreifen und muss nicht selber ein Konzept ausarbeiten
Zu den Tannenleisten: Ich hab wiederholt Angebote von Tannenleisten gesehen, die zum Bau angeboten werden. Tanne hat doch lausige Materialeigenschaften, oder sehe ich das falsch?
Jedenfalls bin ich sehr froh um diese Disskussion, weil es mir hilft herauszufinden, was ich brauche.
zu Tanne kann ich Dir nichts sagen, hab noch nie welche verarbeitet. Ist sehr leicht, das ist ein Vorteil, und da Du sie ja in Kunstharz eingießt(also real Kunststoffkanadier mit Holzkern baust) könnte es schon gehen . Katamaran ist keine schlechte Idee, Du kannst dann auch segeln, wichtig ist nur, dass die Boote nicht parallel laufen, sondern am Bug etwas enger stehen , sonst laufen Dir die Wellen nur in die Boote .
Hallo Walter Grundsätzlich stimme ich Deinen obigen Überlegungen bezüglich zwei Booten voll zu. Nur das mit dem zu "einem Catamaran verbinden" .. also just for fun als Badeplattform ja, aber nicht zum fahren, segeln und was man sonst mit Booten so machen kann.
Tanne erscheint mir denkbar ungeeignet, denn jeder Ast macht Probleme. Die Leiste läßt sich nicht strakend biegen oder bricht eventuell. (Wenn sie sich überhaupt fräsen ließ.) Aber vielleicht gibt es ja auch Tannenholz ohne Äste. Weymuthskiefer wäre ein europäisches Holz das mit Zeder vergleichbar ist. Das Holz sollte vorallem keine Äste haben und möglichst gleichmäßige Jahresringe, ob diese stehend oder liegend sein sollen wird in der Literatur unterschiedlich betrachte. Aber schräg sollen sie nicht liegen und schon garnicht mal so mal so. Das mit dem geeigneten Holz hat mich ein wenig vom Leistenbau abgebracht
Der Festigkeitsanspruch ans Holz ist nicht sehr hoch, es ist ja nur Kernmaterial die Festigkeit kommt aus der Glasfaserbeschichtung. Im Leichtbau wird auch gerne Balsa eingesetzt, sieht aber natürlich nicht so toll aus.
Also weißt Du, wenns das sein soll, dann bau doch mit mir ein Montreal-Canoe, das wollte ich schon immer mal machen und die zwanzig paddler, um damit dann beim nächsten Drachenbootrennen (außer der Wertung) mitzufahren, bekommen wir sicher auch zusammen. meint Hans-Georg
Nun ja, nettes Foto, aber die Herren tragen keine Schwimmweste.
Ich nehme niemanden mit in mein Boot, der keine Weste trägt.
Mag sein, dass das doof wirkt, aber da mache ich keine Kompromisse. Selbt in stehendem und lächerlich seichtem Wasser reicht es den Kopf anzuschlagen, um ohnmächtig zu ertrinken.
Moinsen Walter, klar ohne Schwimmweste gehe ich auch nicht an Bord. Ich habe das Bild noch in starker Vergrößerung: Wenn man genau hinschaut, haben die Jungs schon Schwimmwesten unter ihren weit geschnittenen Hemden an; das war wohl so ein reanactment-oder wie das auch immer geschrieben wird-die Leute sind mit historischer Ausstattung die alte Pelz- handelsstrecke nachgefahren.sieh mal dort: http://www4.tfo.org/television/emissions...usvoyageur//fr/ sind auch ganz lustige Spiele drauf, in denen Du prüfen kannst, ob Du ein "richtiger Voyageur" werden kannst. Viel spaß und Gruß aus der Nordheide Albert
Hi, Walter hast Du eine Ohnmachtsichere Weste, die tragen ja auch nicht auf und werden erst wenn sie nass werden aufgepumpt, hast Du mit diesem System schon Erfahrungen gemacht
We.no.nah Solo Canoe Argosy 1.6.2007 wo die Straße aufhört fängt die Canoetour an.
Ich und meine Kids tragen eine ganz normale Schwimmweste, die haben wohl einen Kunststoff als Schwimmkörper. Das sind die, die den Schwimmer auch bei bewustlosigkeit auf den Rücken drehen und den Kopf aus dem Wasser heben.
Die Dinger habe ich vor einigen Jahren relativ günstig in einem Sportgeschäft gekauft. Der Verkäufer meinte, dass die Westen sehr hohen Sichheitsstandards genügen, also mit Kragen, Schlaufen um die Beine, Mehrfachverschlüssen, Pfeife etc. Wenn man sie eine Weile trägt gewöhnt man sich gut daran, wenn es bei Sonne zu heiss wird hüpfe ich halt einfach ins Wasser. Nur sind die Materialien nicht sehr langlebig, daher der günstige Preis. Davon habe ich jedoch noch nicht viel bemerkt. Mag sein, dass ich als Sonntagspaddler das Material auch nicht sehr strapaziere. Gelohnt haben sie sich auf alle Fälle schon, unser Kleinster ist bei trübem Wasser schon mal ins Wasser geplumst, ohne Weste hätte das böse ins Auge gehen können.