Letzten Dienstag war es endlich soweit, um ein Kanu aus einem staubigen verwinkelten Keller, aus seinem nicht unter fünfzehn Jahre andauernden Schlaf zu wecken.
Als ich etwa vor fünf Jahren anfing mich mit dem offenen Kanu zu beschäftigten und dann auch eines später anschaffte, lernte ich den netten Besitzer von diesem doch kultigen Kanu erst kennen. Das Kanu sei damals mit ihm auf einer großen Gepäcktour in Canada, teils auf Wildflüssen gewesen. Leider folgten wegen ernsten gesundheitlichen Gründen, keine weiteren geplanten Einsätze. Mir wurde damals auch berichtet, dass das Kanu sehr windanfällig und drehfreudig sei und ich wahrscheinlich auf Touren gegen den Strom keine große Freude daran hätte, zumal der Aufbau und die Lösung mit den Sitzen nicht jeden Zufriedenstellt. Das Kanu sei aus zweiter Hand, der Erstbesitzer kam damit nicht zurecht. Wie alt es sei und wo es vor dem Überseeeinsatz unterwegs war, ist mir nicht bekannt. Ich selber kannte weit vor meiner Paddelzeit aus diversen Katalogen diese Art Kanus schon, mich schreckte damals der Preis ab und kannte auch niemanden, der überhaupt ein offenes Kanu paddelt.
Durch das Open Canoe Journal hat man nun ja oft Einblick in die Welt der Allys, wo ich stets die nicht langweiligen Tourenberichte, die kleinen Wehwehchen und praktischen Lösungen rund ums Thema Ally gerne verfolge.
Nun lag das gute alte Stück bei hochsommerlichen Temperaturen auf der Wiese in einem staubigen Sack, Kleinteile und Zubehör teils in alten Tüten und Kartons. Das zurechtfinden mit den verstaubten Bauteilen ging eigentlich ganz gut von der Hand, nur wir bauten zuerst das Gerüst zusammen, was natürlich die falsche Reihenfolge war.
Ich wusste es nicht besser und der Besitzer prophezeite, dass es so falsch sei. Wir verloren nicht den Spaß und Ich glaube, es sollte eine gewollte Lektion für den zukünftigen Besitzer sein. Letztendlich ist das Kanu auferstanden, den Sitz fixierten wir mittig und ich wollte endlich wissen, welche Art Geheimnisse mich auf dem Wasser erwarten würden.
Auf dem Weg zum Fluss war ich von dessen leichten Umgang sehr überrascht. Der überhaupt nicht kipplige Einstieg ins Kanu war für meine Belange mehr als stabil und ich fühlte mich auf Anhieb sicher aufgehoben.
Als ich im Kanu auf dem Knien hockte und mein Paddel erstmalig zum Vortrieb einsetzte, meldete sich das Kanu sofort mit ausbrechendem Bug. Weil mein Paddelstil eher weniger mit der Korrektur zum Ende hin des Schlages auskommt, war der Ausreiser vom Bug nicht tragisch und beim dritten Schlag war das Kanu sauber auf Kurs.
Natürlich paddelte ich bergauf, die Gegenströmung aber nicht tragisch und spürte sofort, dass es nicht zügig wie gewohnt aber auch nicht lahm vorwärts ging. Nun folgten die ersten Kehrwasserspielchen, die mich von dessen Geschwindigkeit während dem Eindrehen schlichtweg begeisterten. Auf dem Wasser noch machte ich den Deal fest und versprach, dass ich dieses Kanu nicht mehr hergeben werde. Der Vorbesitzer schaute bei meinen folgenden Fahrmanövern, die sicher noch ausbaufähig sind, zu und war davon gut angetan. Dabei sagte er mir, dass gerade ein Film von seinen Erlebnissen mit diesem Kanu ablaufen würde. Nun stieg ich auf und kippelte etwas hin und her und dies stellte mich auch zufrieden.
Einen Tag später duschte ich mein neues altes Kanu, schaute mir vorher die Details an und zog die Spritzdecke darüber. Die Bootshaut, im Schwerpunkt unter der Wasserlinie schaut nicht abgenutzt aus, zwei drei Flicken weit über der Wasserlinie bedarf es einer Erneuerung, zwei drei kleine Stellen vertragen eine Verstärkung, weil das Alugerippe fasst hindurchschaut. Die Schaumstoffmatte zeigt mit der dunklen glatten Seite nicht nach oben, so ist sie noch falsch verbaut. Alles im allen ein voll einsetzbares Kanu.
Anfangs war mir aufgefallen, das kein markantes Heck, sondern nur ein grüner und roter Haltegriff den Unterschied ausmacht, sicher gibt es eine Antwort?
Durch Abmessen der Länge des Kanus stellte sich heraus, das es sich um einen Ally Tramp 15 DR handelt. Es ist ein sehr altes Exemplar, weil u.a. gekreuzte Dollbordstangen und weiße Verschlussclips verbaut sind. Die Dollbordstangen werden bald verzurrt und drei Flicken erneuert. Glücklicherweise war originale Meterware dabei, angedacht gewesen für etwas Kielstreifen und Seitenschutz. An meiner Paddelseite wird bald als Dollbordschutz ein geteilter Gartenschlauch verklemmt, Endkappen erneuert...
Die eine oder andere Frage wird noch kommen. Gut das schon so vieles nützliches im diesem und anderen Forum steht .
Ich bin natürlich schon wieder unterwegs gewesen, die Bedingungen zum Thema Wind waren nicht optimal, Sitz, Trimm noch nicht perfekt. Schön dass ein Einsatzboot der Wasserwacht gut Wellen machte, der Ally schaukelte gut, dennoch ein sicheres Gefühl, ist ja u.a. auch für Wildflüsse gedacht. Bei einer meiner Schlüsselstellen, während dem Durchfahren der Eisenbahnbrücke, erfuhr ich erwartungsgemäß, das die Grenze für das hindurchschlüpfen weitaus ehr erreicht wird.
Dafür ist das Kanu auch nicht gedacht. Die Kehrwassergeschichten, auch rücklinks machen richtig Laune. Ein Axel auf meine Art hat mich gut abheben lassen, ist das einfach!
Auf Talfahrt war ich gut zufrieden, vom Speed her braucht sich ein Ally wirklich nicht verstecken. Ich gebe gerne zu, ich hatte anfangs mit meinem Einsatzkanu auch schon meine Mühen mit Allys mitzuhalten. Nun gelingt es durch kontinuierliches Paddeln ja einfacher, aber so aus dem Ärmel schütteln lässt sich dies ja auch nicht, gute 70 % der Paddler und 30 % das Kanu oder so ähnlich ,-)
Hans; Du sagst es...daran hatte ich gar nicht gedacht als primärer Solopaddler; dies macht den Fang noch reichhaltiger ;-) Es ist schon was geplant und freuen uns...
Michael, die Zusammenfassung ist sehr hilfreich...Danke! Hab schon mal jenseits vom Ural die Flüsse / Ströme auf Karten bewundert
Gegenwärtig wird noch dies und das getestet, auch bei hohen Pegel...passt.
Sitzplatzmäßig bin ich nun gut zufrieden mit der Tonne im Mittelschiff.
Ein Ally ist sicher eine gute prägende Kinderstube, da erinnert man sich gerne zurück ...
________________________________________________________ BbbB ... Bis bald beim Bootfahren Max
ACA-Instructor und Nautiraid"Händlerchen" www.Kanu-FFB.de "Du kannst die Wellen nicht anhalten, aber Du kannst lernen, auf ihnen zu reiten." Joseph Goldstein
Ja es ist wirklich ein kultiger Oldtimer und der Spaß klettert stetig nach oben. Danke euch beiden.
Hier ein kleines Ally Update!
Nun sind die Endkappen an den Dollbordstangen erneuert und die fehlenden C- Clips für den zweiten Sitz ergänzt. Ein Gartenschlauch ziert nun die Paddelseite. Die Schaumstoffbodenmatte zeigt nun mit der Dunklen glatten Seite nach oben. Ich hoffe das zumindest, weil die glatte Seite eher Richtung hell geht. Wird sicher am Alter der Matte liegen. Das Zerlegen war ganz easy und das Zusammensetzen ohne Hilfe (außer dem Gummihammer) war gar nicht mühsam wie erwartet. Nun sind auch Bootsleinen befestigt, die gleichzeitig die Dollbordenden zusammenhalten.
Mit der mittig zur Paddelseite versetzten Tonne bin ich immer noch zufrieden. Das Alugerippe schaut durch das Zerlegen und Zusammensetzen und durch den Einsatz auf dem Wasser nun nicht mehr so matt aus. Bei Gelegenheit werden die teils losen Flicken erneuert, die vermutlich damals nicht gut angebracht worden sind. Schleifpapier, Aceton und neuer Kleber sind schon besorgt.
Zum Fahrverhalten, was die Drehfreude angeht: Das Kanu auf der Stelle kontrolliert mit Hilfe der Strömung kreisen zu lassen (Daisy Doodle), ist von der Drehfreude her, beste Sahne oder schlichtweg der Hammer. Im stillen Wasser auf der Stelle zu kreisen ist auch kein Akt. Ich werde u.a. mit dem Kanu mich auch am Kringeln mal probieren Dazu sollte es aber knapp Windstill sein, mir wird jetzt schon ganz schwindelig