Hat jemand hier Erfahrung mit dem Seifen von Holz?
Ich bin an einem Erfahrungsaustausch interessiert. (Gern auch per PM oder Telefon.)

Da man früher ja die Segelschiffdecks intensiv mit Schmierseife und Bimsstein geschruppt hat, müsste ja eine gewisse Outdoor-eignung vorhanden sein.
In allen Texten findet sich die Aussage, das sich eine wasserfeste Oberfläche ergibt, leider kann ich aber nirgends finden warum.

Weder mit Schmierseife (Kalium) noch mit Kernseife (Natrium) kann ich mir Wasserfestigkeit vorstellen, erst mit Calcium gäbe es Verbindungen die wasserfest sind (Kalkseife).
Soweit ich weiß wurde bei den Wirtshaustischen kein Bimsstein verwendet.
Gibt es andere Möglichkeiten das Calcium einzubringen?

Mein Versuche bisher ergeben insbesondere auf Esche sehr schöne Oberflächen, die zwar Dreck annehmen, ihn aber nicht festhalten.
Glättet man die Oberflächen zusätzlich, ähnlich wie bei der Tadelakt-Technik, stellt sich ein schöner, seidiger Glanz ein.
Jedoch ist es nicht gerade wasserfest.


Wenn jemand Infos oder Erfahrung hat, wäre ich dankbar.

Ja,

ein bisschen ich. Ich bin Tischlermeister und mag geseifte Oberflächen sehr.
Das mit dem wasserfest hab ich neulich auch gelesen. Ich glaube das nicht, jedenfalls nicht so wie ich das kenne und machen, mit der üblichen Holzseife. Ich würde das vielleicht als bedingt wasserbeständig bezeichnen, der Witz beim Reinigen der Oberflächen ist ja gerade, dass man wieder etwas anlöst.
Von chemischer Seite her kann ich gar nix dazu sagen, da bin ich (im Gegensatz zur Physik) ne echte Null.

hmm - Moin - ein Experte bin ich auch nicht - halt auch Tischler - habe mit Seife schon Erfahrungen gesammelt
ich würde eher zu Öl und Wachs raten - wobei das ja auch nach einiger Zeit erneuert wird
die Seife bleibt mWn immer wasserlöslich - das wirkt einfach nur deshalb, weil es immer wieder regelmäßig neu geseift wird

Im Norden - also in Skandinavien ... da verwenden die das soweit ich weiss viel für Böden
dann auch gerne mit Aufhellenden Pigmenten

ich habe noch ein paar Holzseifen hier / stehen da schon seit gefühlt 20 Jahren herum / werden nicht benutzt
eine Architektin hatte sich das mal für einen Tisch gewünscht - ich habe noch versucht ihr das auszureden
habe mich dann aber darauf eingelassen - die kann ich Dir gerne zum Experimentieren und testen schicken

grundsätzlich ist es so
das die Wirtshaustische - in der Regel AHORN - die werden mit Scheuermilch / ATA jeden Abend geschrubbt
in dem ATA oder sonst wie VISS ZEug sind neben dem Schleif-Sand-Kratz-Granulat auch Bleichmittel drin

die Platten bleiben so immer schön sauber - hell - und fühlen sich dann fast wie unbehandelt an - das wird glatt - ja - aber irgendwie auch etwas samtig weich
weil eben nicht versiegelt

Ölt man den AHORN, würde der nach einiger Zeit > gelb / dunkler / speckig / dreckig /
warum möchtest Du denn Seifen ?
bleib doch bei ÖL und Wachs !?

lg - seb

Moin,
Zitat:Ölt man den AHORN, würde der nach einiger Zeit > gelb / dunkler / speckig / dreckig /
Also meine (auch Ahorn)becherin werden max. gelb/dunkler aber nicht speckig / dreckig
-`tschuldigung sese u. Andreas-sehr offtopic
Viele Grüße
docook

Ganz persönliche Meinung:
geseifte Ahorntischplatten sind wunderschön und ich wollte niemals gegen irgendwas tauschen.
Meine Esstischplatte ist noch weiß pigmentiert geseift, meine Küchenarbeitsplatte Esche ebenfalls. Für die Küche würde ich mir aber, wenn ich wieder entscheiden müsste, eine HPL-Platte nehmen, ist einfach das robuster. Aber die geseifte Platte sieht auch nach fast 10 Jahren gut aus. Das macht eine geölte Platte so nicht mit.
Mein Esstisch sieht nach 5 Minuten Arbeit aus wie neu. Egal ob Raclettefettspritzersauerei, Rotweinflecken und was auch immer. Nach 4 Wochen ist alles weg.
Es gibt nix geileres, der Pflegeaufwand ist gering. Und ich bin faule Sau.
Nur: für Boot und Paddel imho ungeeigent.

Fotos hatte ich mal mit dem handy für ganz was anderes gemacht.
1. Bild Esstisch Ahorn, 2. Arbeitsplatte Esche, beides weiß pigmentiert geseift.

Die Schiffe werden meistens im Salzwasser unterwegs gewesen sein. Salzwasser ist gut zu Holz und einige Hölzer härten darin sogar nach. Ich könnte mir vorstellen, dass es für die Seife rein praktische, vielleicht sogar hygienische Überlegungen gab. Wenn man in alten Logbüchern oder Reiseberichten liest, dass ein paar Maats und zusätzlich zu Proviant und Fracht teilweise 80 Leute an "Schiffsvolk", Passagieren quasi, mitgefahren sind, denke ich mir, dass Vogelkot das geringste Problem gewesen sein wird.

Chris

Andreas, beziehst du dich eigentlich auf Ottamrs Aussagen oder ahst du da andere Quellen?

Tatsächlich suche ich nach Wegen, diese helle Optik des Holzes zu erhalten, die Bilder von Thomas zeigen das sehr schön.

Öl nimmt leider mit den Zeit recht willig den Dreck an.

Gestolpert war ich dann beim Lesen über diverse Stellen wo der Begriff wasserfest im Zusammenhang mit Seifen kam.
Ottamer kenne ich noch nicht.
Mit dem Begriff Tadelakt findet man aber bei Wikipedia eine ganz brauchbare Erklärung, wie durch Seife und Kalk eine Wasserfestigkeit entstehen könnte.

Seit einigen Wochen habe ich jetzt mit verschiedenen Hölzern herum probiert und bin von der Optik sehr angetan.
Selbst Tomatensauce und Blaubeersaft sind beim dritten mal drüberwischen völlig verschwunden.

Jedoch fehlt mir bisher die beschriebene Wasserfestigkeit, um etwa ein Paddel mal mit Seife zu behandeln.
Ich werde einfach weiter probieren, denn später noch auf Öl wechseln geht ohne Probleme, das habe ich schon getestet.

Wer nach halten Handwerkstechniken mit Seife schaut findet:
Tadelakt, Opus signium, coccio pesto, Marmorino, Stucco lustro

Ich hab mal rumgelesen, durchaus interessant, aber nicht das, was man als Tischler unter seifen versteht. Da geht's nicht um Wasserfestigkeit, eigentlich im Gegenteil.

"Öl nimmt leider mit den Zeit recht willig den Dreck an."

ein Tipp, den ich mal gekriegt hatte war, Kinderspielzeug aus Holz mit heißem Salatöl zu bestreichen - damit es wweniger Schmutz annimmt. Es funktionuiert, weil es ganz einzieht und der Rest abgewischt wird. Man kann es auch mit etwas Seifenwasser abbürsten, ohne es sofort nachbehandeln zu müssen. Die Seife ändert nur den Geschmack.
Trotz allem dunkelt das Holz mit der Behandlung sofort etwas ein. Die schöne helle Farbe kriegt/erhält Holz, das im Salzwasser gebadet wird und in der Sonne ausbleichen darf. Im deutschsprachigen Raum gibt es nur das eine oder das andere. Wie wäre es mit beitzen? Halb weiß halb honigfarben?

Wenn in alten Büchern Seife erwähnt wird, ist das sicherlich nichts, was man heute bei Aldi oder DM kaufen kann.
Seifenrezept 1 Seifenrezept 2
Die Schutzfunktion könnte eine v.a. fungizide Eigenschaft sein (?!)

Chris

Öl ist ein Thema für sich.

Da ich bei Rüböl auch schon mal erlebt habe, das die alten Rezepte nicht funktionieren, weil inzwischen die Oxalsäure heraus gezüchtet ist, habe ich in der Apotheke medizinisch reine Kaliseife besorgt.
Das verhalten ist schon deutlich anders als das von sogenannter Schmierseife aus dem Supermarktregal.

Der Schritt, der meiner Meinung nach noch fehlt, um mit der Schmierseife einen dauerhaften Schutz zu erzeugen, wäre die Wandlung von Kalk zu Kalkseife. In Gegenden mit hartem Wasser, dürfte die regelmäßige Anwendung genügen, um die Kalkseife in der Holzoberfläche zu erzeugen.

Andreas - mit Verlaub - ich verstehe nicht ganz was Du Dir durch den Einsatz von Seife für Vorteile erhoffst ?

- die Seife ist beim Deck-Schruppen mehr wirklich zum Reinigen ... das Deck bleibt aber dauerhaft offenporig wird gar nicht versiegelt
- ähnlich ist das auch bei den Ahorn-Tischen in der Gastronomie ...

aus skandinavischen Ländern kenne ich noch den Einsatz von Seifen für Fussböden / hier wirkt die Seife schon sehr gut - des ist aber IN DOOR !
diese Seife wird dem Wischwasser zugegeben - je nach Zustand des Bodens in unterschiedlicher Konzentration - das wird regelmäßig wiederholt
auch hier bleibt die Schutzschicht im Vergleich zu Hartöl oder Lack deutlich weniger wiederstandsfähig ... aber logo - gibt es diese Seife auch pigmentiert
so dass gelichzeitig der Boden immer etwas aufgehellt wird


bist Du nur neugierig und experimentierfreudig ? und was genau stört Dich am Hartöl ?
das Öl gibt es doch auch mit aufhellenden Pigmenten ...
lässt sich übrigens auch super mischen oder und auch verdünnen

ich verarbeite an Paddel und den Holzteile an meinem Böötchen zur Zeit ein Hartwachsöl von Zweihorn
es gibt dann auch noch die etwas hochwertigere - UV - beständige Variante - is auch nicht schlecht

klar kann man auch Auro / Kreidezeit / was weiss ich ... OSMO verwenden / aber dein Seifenziel - des is mir noch unklar

Schönen Sonntag - Sebastian

>>> bist Du nur neugierig und experimentierfreudig ? und was genau stört Dich am Hartöl ?
Ja beides, wenn ich mit Ölen in Richtung dauerhaft und Seidenmatt will wird es arg kompliziert.
Stets führte das UV-Licht (so denke ich) zu einer gewissen "Affinität" zum Dreck.

"Zurück auf Start" ist dann mein Verfahren alles nochmal neu zu betrachten.
Das Seifen ohne Zweifel ein bewährtes Verfahren zum Schutz von Holz ist, ist auch klar.
Was sich bei mir und raftingthomas bestätigt das aus Erfahrung, nicht einstellt, ist die in allen Texten genannte Wasserfestigkeit.

Anwender von Seifen haben mir gesagt, dass sich mit der Zeit ein weißer "Schleier" bildet, bei mir leider nicht, wobei der Begriff mit der Zeit, ja auch sehr wage ist.

Meine Hoffnung war, durch öffentliche Anfrage, Jemanden zu finden, der mir hilft schneller aus Kaliumseife Calciumseife zumachen.
Ich bin nicht gerade ein Chemiker, kenne die Wasserfestigkeit von Kalkseifen aber aus älteren Abwasserrohren. Auch Stauferfett dürfte für viele ein Material sein, welches mit Wasserfestigkeit verbunden wird und direkt mit Calcium und Seife in Verbindung steht.

Wenn das Ergebnis meiner Versuche am Ende ist, dass ich weiß warum ich es nicht mache, bin ich damit auch zufrieden.

Nachtrag: Das erwähnte ATA scheuert überigens mit Marmormehl, also fast reinem Kalk.
Nachtrag: Das oben genannte Salzwasser, so mein Eindruck, nimmt Nadel-treib-Hölzern nicht nur die Verrottung, sondern auch die Festigkeit.

Moin Andreas - ok - danke für die zusätzlichen Erläuterungen - hmm

Also "die Affinität vom Öl zum Dreck" kann ich nur bedingt teilen. Eine Erklärung hierfür wäre, wobei ich mir nicht vorstellen kann,
das Du diesen Fehler gemacht haben wirst, das Du das Öl nach dem Auftragen nicht trocken gerieben hast ?!

Klar muss man geölte Oberflächen, je nach Beanspruchung, regelmäßig pflegen.
Ich habe mit Wachs experimentiert. Weil dieser die Poren mEn besser versiegelt und schliesst. Also erst Ölen Ölen ööölen - dann wachsen ...
Am Anfang perlt Wasser wunderbar ab. Der Effekt lässt aber schnell nach.

Ich denke immer_ die Seife wird immer wasserlöslich bleiben und von daher wird man damit nie eine wirklich wasserfeste Oberfläche erzielen.
Mag sein, das ich mich da irre - und Du einen Weg finden wirst ... viel Erfolg - beste Grüße - Seppl

Sag mal, weil Du schon selbst Oxalsäure erwähnt hast, von da ist ja wohl nicht weit zu Wasserstoffperoxid.

Von daher nur so am Rande angedacht:

1) Holz bleichen und mehrfach mit z.B. AURO 126-90 behandelt könnte durchaus einen Versuch wert sein.

2) Gerade bei Ahornmöbeln wenn's drauf ankommt dass die helle Farbe auch mit Oberflächenbehandlung erhalten bleibt, verwenden wir mit sehr überzeugendem Ergebnis Büffelglanz farblos. In wie weit das wasserfest ist kann ich nicht sagen, müßte getestet werden. Aufpoliert ist's ein schöner seidiger Glanz.

3) Das Um und Auf ist akkurates Ausschleifen, je heller das Holz um so mehr. Da wässere ich ganz gerne ein drittes und viertes Mal und schleife bis 320 aus. Entsprechend geölt/gewachst nimmt das eher kaum bis gar nicht Dreck an. Oberflächendreck läßt sich recht leicht entfernen.

Als Gedankenanstoss.

Gruß aus dem Wein/4, André.

@Andreas Schürmann: Bin eben über Deine Frage gestolpert. Das Seifen der Holzdecks ist recht einfach erklärt und hat nichts mit Schutz gegen Wasser zu tun. Das übliche Decksholz über Jahrhunderte war/ist Teak, was an sich ja schon Wasseresistent ist.
Bei leichten Verschmutzungen wurde Wasser und Wurzelbürste verwendet, bei stärkeren Verschmutzungen Kernseife und Bimsstein zum bekämpfen sich aufrichtender Fasern und den mit der Zeit auftretenden silberglanz zu entfernen. Einerseits könnte man es als eine frühe Form des Arbeitsschutz nennen, da Mannschaften oft auch Barfuß an Deck unterwegs waren. Wichtiger war aber sicherlich der repräsentative Eindruck, um als vertrauensbildende Maßnahme Gäste und Investoren vom Schiff zu überzeugen.

Ich mache das jetzt seit meinem Beitrag auf unseren Arbeitsflächen.

Schmierseife und Kreide, das Holz wird nicht nur sauber, sondern die Oberfläche wird auch härter.
Wasser wird aber willig angenommen, auch Flecken zum Beispiel von Blaubeeren entstehen. Bei nächsten Reinigen sind sie aber auch wieder weg. Chemisch passiert ganz sicher etwas im Holz, Härte und seidiger Glanz lassen sich sonst kaum erklären.

Für Hölzer an Booten erscheint es mir aber wegen der guten Benetzung nicht so geeignet.

... also nur kurz und am Rande. Bei uns hier im Norden verwendet man ausschliesslich Leinölseife, gelöst in kaltem Wasser, zum säubern und härten unbehandelter Kiefernböden. Das Leinöl, hab ich mir von einem deutschen Freund sagen lassen, härtet das Holz ...

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